Gute Frage(n)

Gute Frage(n)

„Wie geht’s dir?“ zum Beispiel. Eine simple Floskel. Oft nur so dahingesagt, oft ohne Erwartung einer ehrlichen Antwort. Im Alltag wollen wir manchmal gar keine. Eine ausführlichere erst recht nicht…

Aber „Wie geht’s dir?“ kann auch ein Türöffner sein. Eine Brücke, um an Bord zu kommen. Wie hier in der RELING, wenn wir auf diese Weise unsere Gäste begrüßen. Wenn wir das ganz bewusst tun, als ernst gemeintes Interesse, als Einladung zu einem vertrauensvollen Gespräch.

In so einem Moment steckt ganz viel in der Frage: wichtige Wachsamkeit (im Sinne von Aufmerksamkeit), wertfreies „Wissen-Wollen“ (um die aktuelle Lebenslage unserer Besucher*innen), wirkliche Wertschätzung (im Sinne von Akzeptanz und Empathie). 

Natürlich ist es total okay, wenn wir als Antwort nur ein Achselzucken erhalten, ein „gut“, „schlecht“ oder „muss ja“. Aber wir haben durch die Frage gezeigt: Unser Ohr ist offen – wem etwas auf der Seele liegt, kann das mit uns teilen. Was auch heißt: Unsere Hand ist ausgestreckt – wer Halt braucht, kann einfach zugreifen.

Apropos brauchen: „Was brauchst du?“ Noch so eine simple Frage. Aber genauso wichtig, gerade in der Sozialen Arbeit. Nicht „Was willst du?“ oder „Was hättest du denn gern?“, sondern „Was brauchst du?“ – im Sinne von: „Was benötigst du wirklich?“

Das macht deutlich: Es geht nicht um unerfüllbare Wünsche, es geht nicht um unangemessene Ansprüche. Es geht um die tatsächlichen Bedürfnisse und Bedarfe unserer Gäste. Um ihre Rechte und um das, was ihnen zusteht. Darum, was ihr konkretes Anliegen ist – und wie wir ihnen dabei helfen, wie wir sie individuell unterstützen können.

Denn so viel wir uns auch anlesen, so gut unser theoretischer Hintergrund ist: Jede Situation, jede Begegnung mit unseren Besucher*innen ist im besten Sinne des Wortes einzigartig. Es gibt deshalb (zum Glück) kein Schema F, keinen Handlungskatalog, der unveränderlich gilt.

Was also tun? Diese Unsicherheit akzeptieren. Ganz genau hinhören, was unsere Gäste als ihr Anliegen nennen. Und anerkennen, dass nur sie selbst die Expert*innen ihres Alltags sind. Dass wir keinesfalls für sie (oder gar über sie hinweg) entscheiden können (und dürfen) – sondern dass wir immer gemeinsam an der für sie passend(st)en Lösung arbeiten. Hin zu einer selbstständigen, geglückten (und damit auch beglückenden) Lebensführung.

Und dabei nie die simplen Fragen vergessen, die diesen Hilfeprozess meist so simpel ins Rollen bringen: „Wie geht’s dir?“ und „Was brauchst du?“

Symbolbild/Quelle: Copy-of-02_BLOG_Featured-Image-5-1.jpg (1000×666) (govolunteer.com)

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